Tatort Wetzlar

Dieser Beitrag steht mit allen Grafiken und Screenshots zur Verfügung

Wie alles mit allem zusammenhängt und warum Netzwerke oder Strukturen immer in einem größeren Kontext betrachtet werden müssen, darum geht es im letzten Teil der kleinen Reihe, die sich kritisch mit den Organisationen der CDU auseinandergesetzt hat.

Teil 1: Die WerteUnion und der neue Bundesvorsitzende Max Otte

Teil 2: Die Vernetzungen der Christdemokraten für  das Leben
oder: wieviel christlicher Fundamentalismus und Agenda für Europa in der CDL steckt?

Teil 3: Konrad-Adenauer-Stiftung
Ihr Verhältnis zur Fidesz und Orbàn und wie hält es die KAS mit dem christlichen Fundamentalismus?

Teil 4: Berliner Kreis in der Union

Teil 5: Konservatismus

Teil 6: Evangelischer Arbeitskreis (EAK) der CDU/CSU

Teil 7: Junge Union

Hier beginnt Teil 8:

Tatort ist die mittelhessische Stadt Wetzlar.

Zusammenfassung mit wichtigen Informationen über die Stadt Wetzlar von Wikipedia. Ein Foto aus einer Landkarte und ein Foto mit Teilen der Altstadt. Dazu die Info: „Wetzlar ist eine Stadt in Mittelhessen und ehemalige Reichsstadt. Von 1689 bis 1806 war die Stadt der letzte Sitz des Reichskammergerichts. Wetzlar ist die Kreisstadt des Lahn-Dill Kreises und – wie sechs weitere größere Mittelstädte im Land Hessen – eine Stadt mit Sonderstatus. Bevölkerungsdichte: 703 Einwohner je qkm. Einwohner: 53.188 (31.Dez. 2020), Fläche 75,67 qkm.

Hier wirkt und wütet Hans-Jürgen Irmer.

Ein Foto von Hans-Jürgen Irmer, der angestrengt im Wetzlar Kurier liest.

[1]

Laut Informationen des Deutschen Bundestages ist Irmer MdB der CDU, Kreisvorsitzender der CDU Lahn-Dill, Vorsitzender von Pro Polizei Wetzlar und Vorsitzender der Deutsch-Österreichische Gesellschaft Wetzlar.

Die Angaben im Thread als Grafik. Von Hans-Jürgen Irmer führen Pfeile zu den genannten Organisationen.

Wer genau hinschaut, entdeckt aber noch mehr. So ist Irmer Mitglied der Christdemokraten für das Leben, der WerteUnion, des Berliner Kreis, Herausgeber des Wetzlar-Kurier und schreibt gelegentlich für die „neu“rechte Wochenzeitung Junge Freiheit.

Die nachfolgende Grafik wurde von mir als „Vergrößerungsfaktor 1“ bezeichnet.

Die Angaben im Thread als Grafik. Von Hans-Jürgen Irmer führen Pfeile zu den genannten Organisationen.

Wer noch genauer hinschaut (Vergrößerungsfaktor 2) entdeckt auch seine Publikationen für das Neue Non Nobis des Ordo Militiae Crucis Templi Tempelritterorden e.V. und für Berliner Kreis Infos.

Die Angaben im Thread als Grafik. Von Hans-Jürgen Irmer führen Pfeile zu den genannten Organisationen.

Wer noch genauer hinschaut, noch tiefer unter die Oberfläche dringt (Vergrößerungsfaktor 3), kann feststellen, dass er 2016 Präsident des Lions Club Wetzlar-Solms gewesen ist,

also dort Mitglied ist, dass er in der Vergangenheit (1996) als Referent für die extrem rechte Gießener Burschenschaft Dresdensia Rugia einen Vortrag gehalten hat,
Giessen_2003.pdf (asta-hannover.de) und Burschenschaft Dresdensia-Rugia zu Gießen – Wikipedia

Chefredakteur und V.i.S.d.P. des Gesundheitskompass Mittelhessen ist und vom evangelikalen Arbeitskreis christlicher Publizisten (ACP) ausgezeichnet wurde, wie der Wetzlar Kurier in der 3. Ausgabe 2019 berichtete. [2]

Hans-Jürgen Irmer sei für sein klares Bekenntnis zu christlichen und „konservativen“ Werten als Herausgeber des Wetzlar Kuriers geehrt worden. Der evangelikale, rechte und rassistische damalige Vorsitzende des ACP Heinz Matthias würdigte Irmer mit Dank und Anerkennung.

Diese Informationen führten zum Vergrößerungsfaktor 3.

Die Angaben im Thread als Grafik. Von Hans-Jürgen Irmer führen Pfeile zu den genannten Organisationen.

Bezogen auf Wetzlar entstand die Grafik Vergrößerungsfaktor 4. Die fetten roten Pfeile zeigen an, dass das Netzwerk bzw. die vorhandenen Strukturen weitreichender sind.

Die Angaben im Thread als Grafik. Von Hans-Jürgen Irmer führen Pfeile zu den genannten Organisationen und von dort wiederum führen fette rote Pfeile.

Die fetten roten Pfeile sollen verdeutlichen, dass das Netzwerk hier nicht endet, sondern weiter reicht, z.B. zu den 125.000 Haushalten, die Monat für Monat den Wetzlar Kurier im Briefkasten haben oder z.B. zu den Unternehmen, die im Wetzlar Kurier Werbung schalten … .

Sehr viel weitreichender sogar.

Diese versuche ich nunmehr zu beschreiben und beginne mit dem Wetzlar Kurier, der eine Kombination aus gewerblichen Anzeigen, CDU-Mitteilungsblatt und Zeitungsartikeln ist, die in ihrer unverblümten Klarheit die Botschaften der „neu“rechten Wochenzeitung Junge Freiheit noch übertreffen.

Der Wetzlar Kurier finanziert sich ausschließlich durch die Anzeigen von Firmen und Unternehmen, die es möglich machen, dass der Wetzlar Kurier mittlerweile eine Auflagenhöhe von 125.000 Exemplaren erreichen konnte.

125.000 Haushalte werden also Monat für Monat, sofern sie den Dreck nicht im Mülleimer entsorgen, mit extrem rechter Hetze konfrontiert, die sich gegen NGO’s zur Seenotrettung im Mittelmeer, gegen Greenpeace, gegen Linke, gegen Klimaaktivist*innen, gegen Muslime*Muslima, gegen Grüne … richtet und das Monat für Monat.

Regelmäßig werden im Wetzlar Kurier Anzeigen z.B. von der Großbäckerei Moos veröffentlicht.

Seit 1997 findet in der oberen Wetzlarer Altstadt in der Vorweihnachtszeit ein Riesenstollenverkauf statt. Der Stollen wird von der Bäckerei Moos zur Verfügung gestellt und gelegentlich ist bei diesem Ereignis auch der Geschäftsführer Hartmut Moos dabei.

Der Verkaufserlös wird dann einem Verein gespendet. 2018 wurde dieser plus einer Zulage an den evangelikalen CVJM Lahn-Dill gespendet und das war nicht das erste Mal. So auch 2014. [3]

In seiner Eigenschaft als Präsident des Lions Clubs Solms Wetzlar übergab Irmer dem CVJM 2016 eine Rekordspende von 10.000 Euro. [4]

Auch die evangelikalen Abtreibungsgegner*innen von kaleb in der unteren Altstadt erhielten in der Vergangenheit tatkräftige Unterstützung von der Bäckerei Moos, vom Wetzlar Kurier und vom Lions Club und auch von anderen Unternehmen.

Screenshot von kaleb: Wir bedanken uns herzlich bei folgenden Firmen: Bäckerei Moos, Inspirit, Messe-Pro, MPrint, Zörb Haustechnik, zeichensetzen wetzlar GmbH.

In der Beratung für den Kreishaushalt 2020 stellte die CDU Lahn-Dill mit Irmer als Kreisvorsitzendem erneut den Antrag Kaleb mit einem Zuschuss von 5.000 Euro zu unterstützen.

Dieser Antrag wurde abgelehnt, genauso wie die Forderung nach einem Zuschuss für Perlenschatz e.V. (evangelikales Projekt: „Zufluchtsstätte für muslimische Frauen“. [5]

Dann gibt es auch noch Pro Polizei Wetzlar. Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutsche Polizeigewerkschaft (DpolG), war bereits 3x zu Gast. Rainer Wendt ist so beliebt bei extremen Rechten,

dass der Bublies-Verlag, der im Sortiment Schriften von Nazis und Kriegsverbrecher*innen hat, Rainer Wendt’s Buch „Deutschland in Gefahr“ unter „Buchempfehlung der Woche“ bewarb.

Screenshot von der Webseite des Bublies Verlags. Hier wurde Rainer Wendt’s Buch „Deutschland in Gefahr“ als Buchempfehlung der Woche beworben. In der Woche davor warb der Bublies Verlag für Akif Pirincci „Das Schlachten hat begonnen“.

[6]

Anfang August 2021 eröffnete in Wetzlar das „Haus der Prävention“ oder das „Haus des Hufeisens“. Denn hier geht es um „Extremismus“ und wie diesem entgegengewirkt werden könne. [7]

Zu den Kooperationspartner*innen gehören der Lahn-Dill Kreis und das Polizeipräsidium Hessen stellvertretend für das Land Hessen.

Es sei, so schrieb Irmer im Wetzlar Kurier, ein „bundesweit einmaliges Projekt“. Das Gebäude wurde vom Trägerverein „Verein zur Förderung der Prävention im Lahn-Dill-Kreis“ gekauft und dieser wurde von Pro Polizei Wetzlar gegründet. [8]

Es ist also ein Pro Polizei Wetzlar-„Projekt“.

Unterstützt und begrüßt wurde das „Haus der Prävention“ von Bündnis 90/Die Grünen, die sich lächelnd vor einem Plakat von Pro Polizei fotografieren ließen und dem Bild das Logo ihrer Partei hinzufügten. [9]

Screenshot, der die Angaben im Thread belegt.

Ja, Pro Polizei Wetzlar und Hans-Jürgen Irmer haben wirklich gut lachen. Denn erst im Juli feierte Pro Polizei Wetzlar sein 25jähriges Bestehen und die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) gratulierte. Dabei entstand das nachfolgende Foto. [10]

Screenshot der die Angaben im Thread belegt.

War doch erst im Januar 2021 Rainer Wendt zum Neujahrsempfang bei Pro Polizei Wetzlar zu Gast gewesen, was zur Überschrift im Wetzlar Kurier führte „Polizei größte Menschenrechtsorganisation in Deutschland“.

250 Teilnehmer*innen, die sich „wohl allesamt Sorgen um Zustand und Zukunft von Staat und Gesellschaft hierzulande machen“ lauschten Rainer Wendt und so entstanden diese Fotos. [11]

Auf einem Bild ist Hans-Jürgen Irmer mit Rainer Wendt, der ein Buch in seinen Händen hält zu sehen. Auf den anderen beiden Fotos sind die Teilnehmer*innen, die an langen Tischen sitzen zu sehen.

Für die Zukunft hat sich Hans-Jürgen Irmer vorgenommen regelmäßig über das „Haus der Prävention“ im Wetzlar Kurier zu berichten, zwischen Werbung für den Kopp-Verlag und Werbung regionaler Unternehmen und

zwischen Artikeln, die sich u.a. auf den CoroNazi Boris Reitschuster [12] beziehen, in denen die Seebrücke, eine Seenotrettung NGO für geflüchtete Menschen im Mittelmeer, verunglimpft [13] oder in denen vor „Genderzwang an Hochschulen“ gewarnt wird. [14]

So wird es weitergehen Monat für Monat am Tatort Wetzlar

Zu sehen ist eine Schotterfläche auf der Karten mit Ziffern aufgestellt sind. Die Nr. 3 markiert einen Fußabdruck direkt daneben liegt eine Art Winkelmesser. Ein Tatort ist zu sehen.

und alle die, die nicht mit Irmer verbündet sind, schauen zu oder weg.

Das nachfolgende Foto als Symbolbild stammt von 2019 und wurde auf der Wetzlarer Polizeischau gemacht. Diese Werbeveranstaltung für die Polizei organisiert von Pro Polizei Wetzlar findet im Abstand von 2 Jahren statt.

Menschenmassen sind zu sehen, dichtgedrängt und einige Luftballons. Dazwischen Polizei (SEK) in voller Montur.

Da war vielleicht was los. Die Bildunterschrift lautete: „Die Polizeischau zieht tausende Besucher aus Mittelhessen an“ und es gab erstmals ein Kinderprogramm. [15]
Spaß für die ganze Familie, für Jung und Alt und leckeres Essen gab es auch noch.

Wetzlar ist eben ein schöner Ort für Nazis, für Evangelikale, für Abtreibungsgegner*innen, für Unternehmen, für die Polizei, für Menschen, die die Polizei lieben und für die, die sich ihrer Humanität gänzlich entledigt haben.

Wetzlar ist eben die Goethe-Stadt, die alles hat. Mehr dazu in einer besonderen Stadtführung, die leider noch nicht abgeschlossen ist

-Ende-