Die WerteUnion und der neue Bundesvorsitzende Max Otte

Dieser Beitrag ohne die ergänzenden Angaben aber mit allen Grafiken und Screenshots steht im Archiv zur Verfügung

Ergänzungen siehe Text unten!

Hier beginnt Teil 1 einer Reihe, die sich wegen der bevorstehenden Bundestagswahl kritisch mit den Organisationen der CDU befasst und die mit der WerteUnion beginnt.

Eigentlich war von meiner Seite alles über die rechte WerteUnion gesagt, denn im Blog gibt es bereits eine 6teilige Staffel.

Doch da am letzten Samstag im Mai 2021 Max Otte als neuer Bundesvorsitzender der WerteUnion (nachfolgend verkürzt als WU bezeichnet) gewählt wurde, ändert sich das.

Alexander Mitsch, der bisherige Vorsitzende verließ aus Prostet die WU, Hans-Georg Maaßen distanzierte sich, der gesamte Landesvorstand der WU Baden-Württemberg trat aus Protest gegen die Wahl fast geschlossen zurück [1] und Friedrich Merz rief die CDU-Mitglieder dazu auf die WU zu verlassen. [2]

In Anbetracht von weiteren Austritten könnte mensch einen „Zerfall der WerteUnion“ vermuten. Doch ist das so?

Zur Personalie: Alexander Mitsch versus Max Otte

Alexander Mitsch soll kurz vor der BTW 2017 den „Freiheitlich Konservativen Aufbruch“ gegründet haben und ebenfalls an der Gründung von Konrads Erben, deren Webseite nicht mehr existiert, maßgeblich beteiligt sein. Außerdem gilt als Begründer der Bürgerinitiative Aufbruch 2016.

Die BI Aufbruch 2016 verfasste die 14 Thesen zur „liberalen und säkularen Deutschen Leitkultur“ und das Schwetzinger Manifest, das sich für Grenzen bei der Aufnahme geflüchteter Menschen ausgesprochen und der Willkommenskultur gleich noch eine Verabschiedungskultur hinzugefügt hat. [3]

Bild

[4]

Statt Bildbeschreibung ein Link zum Lesen: archive.is/mFE3S.

Unter der Führung von Mitsch kam es in der Vergangenheit zu Veranstaltungen mit CDU-Verbänden oder gemeinsam mit dem konservativen Aufbruch in der CSU wurde an einer Demonstration der Christdemokraten für das Leben (CDL) vor der Geschäftsstelle der SPD München teilgenommen.

Es kam zu gemeinsamen Veranstaltungen mit der CSU Inningen, Veranstaltungen mit Klaus Kelle (CDU), Veronika Bellmann (Mdb CDU), Hans-Georg Maaßen, Antje Hermenau … und Rainer Wendt und Manuel Ostermann, beide von der DPolG. Nachzulesen hier.

Es waren also Veranstaltungen, die sich im Umfeld der Unionsparteien bewegten. Dies dürfte sich mit dem neuen Bundesvorsitzenden ändern.

Denn Max Otte ist bestens vernetzt. Bekannt geworden ist er als „Privatinvestor“, als Patriot und als Hutbürger, der bei Rechten durchaus ankommt.

Das ehemalige Kuratoriumsmitglied der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung David Berger schrieb für Philosophia Perennis passend zum vorhandenen Bild „Max Otte: Basis der Werte-Union hat sich eine Persönlichkeit wie ihn gewünscht“ und widmete ihm Ende Mai 2021 einen ganzen Artikel. [5]

Auf dem Foto ist Max Otte zu sehen, der umgeben von Menschen mit Deutschlandfahnen, mit gerötetem Gesicht und verschwitztem Hemd ein Interview gibt.

[6]

Der „Crash-Prophet“ oder „Crash-Guru“, wie Otte auch genannt wird, ist auch bekannt geworden als Querdenker. So trat er z.B. als Redner und Sänger im Rahmen der Querdenken-Demonstration am 24.04.2021 in Aachen auf. [7]

Auf dem Bild ist Max Otte zu sehen, der am 24.04.2021 eine Rede im Rahmen einer Querdenker-Demonstration hielt. Er steht hinter einem Mikrofon und hält eine Gitarre in der Hand. Im Hintergrund sind Plakate zu sehen mit der Aufschrift: „Freiheit kennt keine Angst“.

[8]

Bekannt geworden ist Max Otte auch als Buchautor, als Organisator der mehrtätigen Veranstaltung „Spaziergang nach Berlin“ und als Initiator/Organisator des „Neuen Hambacher Fests“.

2018 fand das erste von ihm organisierte Neue Hambacher Fest statt und das mit folgenden Gästen/Referenten: Jörg Meuthen (AfD), Joachim Starbatty (Hayek-Gesellschaft), Willy Wimmer (CDU), Imad Karim (Redner beim extrem rechten Frauenmarsch in Kandel), Thilo Sarrazin und Markus Krall, auf den ich später noch einmal zurückkommen werde, da dieser auch zu den Referenten 2019 gehörte.

Interessanterweise nahm auch das Mittelstandsforum der AfD am Neuen Hambacher Fest 2018 teil. Sie organisierten dazu sogar eine Bustour. [9]

Max Otte ist Schatzmeister der „neu“rechten Organisation: The Oswald Spengler Society (TOSS), die ihren Sitz in Belgien hat.

Screenshot der die Angaben im Thread beweist.

[10]

Dieser Organisation gehören u.a. Alexander Demandt an, der genau wie David Engels für Cato publiziert und gelegentlich als Historiker Einschätzungen für historische TV-Dokumentationen abgibt, der neofaschistische Historiker David Engels, der u.a. als Referent für Ein Spaziergang nach Berlin fungierte und Gerd Morgenthaler, der mittlerweile zum rechten und rassistischen Netzwerk Wissenschaftsfreiheit [.de] gehört und hier Vorstandsmitglied ist, dem David Engels ebenfalls angehört.

Desweiteren gehört Max Otte zum Beirat der Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V., deren Neujahrsempfang 2013 er in seiner Eigenschaft als Privatinvestor unterstützt hat.

Screenshot der die Angaben im Thread beweist.

[11]

Bis Januar 2021 war Max Otte, der ehemalige Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung, [12] Vorsitzender des Kuratoriums der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES), da er sich zukünftig auf sein

„ehrenamtliches Engagement für das Neue Hambacher Fest (neues-hambacher-fest.de) den Preis für Zivilcourage und für die Werteunion (werteunion.info) konzentrieren, um so eine bürgerliche und soziale Politik in Deutschland zu unterstützen.“

konzentrieren will, trat er aus der DES aus. So war es in vielen rechten Medien darunter Tichys Einblick zu lesen. [13]

Max Otte ist Gründungsstifter des Human Roots Awards, einem internationalen Archäologiepreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist [14] und ist Preisträger der Mont Pèlerin Society, einem weltweit aktiven neoliberalen Elitenetzwerk, [15] sowie Mitglied der Atlantik-Brücke.

Die Atlantik Brücke ist „ein Verein, dem führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, den Streitkräften, der Wissenschaft, den Medien und der Kultur angehören, die über das gemeinsame Netzwerk gesellschaftspolitischen Einfluss nehmen und Kontakte pflegen“, so lobbypedia. [https://lobbypedia.de/wiki/Atlantik-Br%C3%BCcke]

Vereinssitz ist Berlin und Sigmar Gabriel (SPD) ist Vorstandsvorsitzender. Sein Vertreter ist Prof. Dr. Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft, Köln. [16]

Unter dem Dach der Atlantik-Brücke finden u.a. Konferenzen, Vorträge und Diskussion statt, wie z.B. eine Lunch-Diskussion mit dem ehemaligen Trump-Berater Bryan Lanza, der den Faschisten, Rassisten und Misogynen Trump verharmloste:

„Präsident Trump sei ein Geschäftsmann und in erster Linie auf produktive Zusammenarbeit mit anderen Staaten bedacht. Seine Regierung sei „open for business.“ Statt sich weiterhin an seiner Wahlkampfrhetorik abzuarbeiten, solle man auf Trumps Politik der ersten 100 Tage schauen.(…)“,

[17]

so ist es dort zu lesen.

Unkommentiert wurde dies so von der Atlantik-Brücke, zu der auch die gleichnamige Stiftung gehört, reproduziert.

Ach ja, Vorsitzender der Stiftung Atlantik-Brücke ist übrigens Friedrich Merz.

Auch dieser Screenshot dient nur der Beweisführung. Zum Vorstand der Stiftung Atlantik-Brücke gehört Friedrich Merz als Vorsitzender, Prof. Dr. Andreas R. Dombret, Deutsche Bundesbank und Mitglied des Vorstandes ist Dr. David M. Deißner, Atlantik-Brücke e.V., Berlin.

[18]

Otte gibt außerdem noch an Mitglied bei German-American-Business Club Frankfurt e.V. zu sein, sowie bei der Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse e.V. und dem Zentrum für Value Investing (wertorientiertes Investieren) e.V. [19]

Zusätzlich soll er noch Mitglied der Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik und des American Counvil on Germany sein. [20]

Allerdings stellen diese nur eine kleine Auswahl, die zeigen wie tief Max Otte vernetzt ist und dass er diese Verbindungen mit in die WerteUnion bringt, die davon vermutlich bereits mittelfristig profitieren wird.

Unabhängig davon, ob er umstritten ist oder nicht. Er wurde gewählt und ebnet der WerteUnion den Zugang in neue extrem rechtere oder rechtslibertäre Welten.

Die Verbindung von Max Otte und Markus Krall

Eine ganz besondere Verbindung pflegt Max Otte zu Markus Krall. Davon zeugen einige Diskussionen der Beiden, die bei Youtube als Video zur Verfügung stehen.

Foto mit Seitenansicht von Markus Krall und Max Otte, die beim Armdrücken sind. Dazu gehört der Titel: Krall vs. Otte.

[21]

Markus Krall, leitender Geschäftsführer des Finck-Unternehmens Degussa Goldhandel,

Quelle: https://twitter.com/AndreasKemper/status/1422491811566731266

der für einen (notfalls blutigen) Umsturz eintritt, um das allgemeine Wahlrecht abzuschaffen und ist ebenfalls Bestens vernetzt.

2018 und 2019 war er Referent beim Neuen Hambacher Fest, publiziert für Eigentümlich frei und war 2020 angekündigter Referent der 5. Vollversammlung der wahren Schwarmintelligenz, organisiert von Klaus Kelle (u.a. CDU, WerteUnion).

Das Magazin Lotta widmete im August 2020 Krall einen ganzen Artikel mit der Überschrift: „Hetzer im Goldrausch“. 

Krall wünscht sich entweder eine vermeintliche Leistungselite, die die Herrschaft übernimmt oder eine konstitutionelle Monarchie.

Er ist Teil Teil eines Netzwerks der Milliardärsfamilie von Finck um Degussa Goldhandel, dem wiederum ein Netzwerk offen steht mit Partner*innen wie z.B. Prosegur, und das selbst Teil eines weltweiten Netzwerks ist. [22]

Markus Krall ist u.a. aber auch Mitglied der Europäischen Akademie für Wissenschaften und Künste, ein „transnationales und interdisziplinäres Netzwerk, das rund 2.000 renommierte Wissenschaftler, Künstler und Geistliche weltweit verbindet.[23]

Markus Krall schreibt für Tichys Einblick, ist Buchautor und war 2020 als Referent der 10. Hamburger Mark Banco Anlegertagung angekündigt. Organisiert wurde diese vom Institut für Austrian Asset Management, die ihn 2020 mit der Roland Baader-Auszeichnung ehrten. [24] Genau wie Markus Krall hat auch Max Otte schon Vorträge für die Hayek-Gesellschaft gehalten. [25] [26]

Was hat das alles mit der WerteUnion zu tun?

Sehr viel. Denn diese Verbindungen, diese Vernetzungen und die Wertschätzung, die Max Otte zum Beispiel u.a. vom Hayek-Club Salzburg erfährt, die ihn folgendermaßen beschrieben, bringt er mit:

„Als Veranstalter des Neuen Hambacher Fests setzt sich Max Otte für die gelebte Demokratie in unserem Land und die Meinungsfreiheit ein“. [27]

So gehört die Hayek-Gesellschaft u.a. dem Atlas Network an und das bedeutet hier sind auch große Summen Geld, also „Bimbes“, reichlich vorhanden.

Denn das Atlas Network hat reiche und einflußreiche Sponsoren, darunter ExxonMobile, Philipp Morris und die Stiftungen der US-Milliardäre Charles G. Koch und David H. Koch. [28]

Und hier wird es richtig interessant, denn auch Personen, die nicht den Unionsparteien angehören, können einen Antrag auf Fördermitgliedschaft bei der WerteUnion stellen. So sieht es § 4 Mitgliedschaft der Satzung vor. [29]

Der neue Bundesvorsitzende Max Otte wird, davon ist auszugehen, die Ausrichtung der WerteUnion noch weiter nach rechts treiben und kann gleichzeitig auf die nötigen Strukturen und Unterstützung zurückgreifen und natürlich auch auf den „Bimbes“, während er und seinesgleichen daran arbeiten mit den Mitteln der Demokratie genau diese abzuschaffen oder gar zu stürzen.

 Alerta!

Ergänzung vom 03.02.2022

Die Presse berichtete am 26.01.2022 Max Otte sei vom Vorsitz der WerteUnion zurückgetreten, da er auf Vorschlag der neofaschistischen AfD an der Wahl zum Bundespräsidenten teilnehme. Die CDU habe deshalb ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet. [30]

Die WerteUnion teilte in einer kurzen Stellungnahme ohne Datum folgendes mit:

Max Otte tritt als Bundesvorsitzender zurück
Max Otte ist als Bundesvorsitzender der WerteUnion zurückgetreten. Der Bundesvorstand der WerteUnion nimmt den Rücktritt an und dankt ihm angesichts der öffentlichen Diskussion für seine Bereitschaft, durch diesen Schritt weiteren politischen Schaden von der WerteUnion abzuwenden. Die Aufgaben des Bundesvorsitzenden werden bis auf Weiteres von den Stellvertretern wahrgenommen.“ [31]

Am 03.02.2022 berichtete die Tageschau „Vor der Nominierung. Otte spendete 30.000 Euro an die AfD [32] und berichtete Otte sei vorläufig aus der CDU ausgeschlossen worden.

„Die CDU hat gegen Max Otte ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet, nachdem Otte die AfD-Nominierung zum Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl öffentlich angenommen hatte, und ihn vorläufig aus der CDU ausgeschlossen. Seinen Vorsitz in der von der CDU nicht anerkannten, ultrakonservativen WerteUnion hat Otte inzwischen niedergelegt.“