Ein Blick auf Christen Stehen Auf

Dieser Beitrag mit allen Grafiken und Screenshots steht auch im Archiv zur Verfügung

Der nachfolgende Beitrag bietet einen längeren Blick hinter die Kulissen von Christen Stehen Auf. Die gibt es nämlich auch.

Logo von Christen Stehen Auf. Ein grünes Herz mit dem Aufdruck in weiß christenstehenauf.de darunter der christliche Fisch.

Christen Stehen Auf ist derselbe fragwürdige Sumpf wie Ärzte Stehen Auf, Studenten Stehen Auf, Herborn oder Wetzlar Steht Auf, Wissenschaft Steht Auf … .

Es ist derselbe Schmutz. Das ist auf den ersten Blick zu erkennen. So wird auf der Startseite der gleichnamigen Webseite zu #AllesAufDenTisch verlinkt, während unter Links „Mediziner und Wissenschaftler“ ein Link zur Great Barrington Declaration erfolgt.

Und zwar an allererster Stelle.

Nach Verlinkungen zum RKI, zum Paul Ehrlich Institut und dem Robert Koch Institut folgen ausnahmslos die szenetypischen Verlinkungen, nämlich zu Wolfgang Wodarg, zu Boris Reitschuster, zu den Ärzten für individuelle Impfentscheidung … .

Sogar ein Kontaktmann vielleicht sogar Vertreter des Opus Dei ist dabei, nämlich Raphael Bonelli aus Österreich.

An dem nachfolgenden Zitat von Christen Stehen Auf, zu finden unter Zeugnisse-Botschaften, [1] ist so vieles grundsätzlich falsch und müsste richtig gestellt werden, dass dieser „Blumenstrauß“ schier fassungslos macht.

„Immer mehr Christen wollen nicht schweigen, wenn Sorgen wachsen und die Kommunikation an vielen Stellen von Angst geprägt ist. Dabei wird auch das Äußern einer abweichenden Meinung zum Risiko. Gegenpositionen zum vorherrschenden Konsens wirken auf manche gefährlich. So werden oftmals die, die andere Sichtweisen haben, mutlos. Um wenigstens ein bisschen etwas dagegen zu setzen, bieten wir hier einen Blumenstrauß unterschiedlicher Standpunkte. Christen stehen auf, weil sie sich für andere einsetzen, weil sie die Eindruck haben, dass nur mit Angst reagiert wird und weil sie sich um Prozess der Wahrheitsfindung Sorgen machen.“

„Immer mehr Christen wollen nicht schweigen, wenn Sorgen wachsen und die Kommunikation an vielen Stellen von Angst geprägt ist. Dabei wird auch das Äußern einer abweichenden Meinung zum Risiko. Gegenpositionen zum vorherrschenden Konsens wirken auf manche gefährlich. So werden oftmals die, die andere Sichtweisen haben, mutlos. Um wenigstens ein bisschen etwas dagegen zu setzen, bieten wir hier einen Blumenstrauß unterschiedlicher Standpunkte. Christen stehen auf, weil sie sich für andere einsetzen, weil sie den Eindruck haben, dass nur mit Angst reagiert wird und weil sie sich um Prozess der Wahrheitsfindung Sorgen machen.“

Im Kontext mit den (Erst-)Unterzeichner*innen des Aufruf 2022 von Christen Stehen Auf wird das besonders deutlich.

Denn zu ihnen gehören u.a. Birgit Kelle, Siegmar Faust, Eckhard Kuhla (Agens e.V.), Heimo Schwilk, Hans-Joachim Maaz, Michael Meyen, Helmut Matthies, Klaus-Rüdiger Mai, Hartmut Steeb.

Keine der aufgeführten Personen hat sich in der Vergangenheit für andere eingesetzt. Bekannt geworden sind sie vielmehr als Abtreibungsgegner*innen (Birgit Kelle, Michael Kiworr), als Antifeminist*innen (Eckhard Kuhla) und Gegner*innen gegenderter Sprache, als bekennende Konservative, also Protofaschist*innen (Klaus-Rüdiger Mai) oder Querfrontvertreter*innen wie Hans-Joachim Maaz von Rubikon mit sehr viel Verständnis für Pegida.

Und Heimo Schwilk trieb es sogar noch doller, als er 1995 gemeinsam mit Rainer Zitelmann et al den „Appell 8.Mai 1945 – Gegen das Vergessen“ verfasste und veröffentlichte [2] und damit für eine „neu“rechte Kampagne verantwortlich war.

Dabei hätte mensch in den vergangenen 2 Jahren sich dafür einsetzen können, Impfpatente freizugeben, damit alle Menschen, die das wünschen und das weltweit, sich impfen lassen können.

Dabei hätte mensch sich dafür einsetzen können, dass sämtliche Räumungen – mindestens – während der Pandemie ausgesetzt werden.

Dabei hätte mensch sich dafür einsetzen können, Luftfilter in allen deutschen Schulen einzubauen, die Präsenzpflicht auszusetzen und Homeschooling zu ermöglichen und neue Konzepte für einen digitalen Unterricht zu erarbeiten. …

Doch weit gefehlt.

Und so wundert es auch nicht, dass die Spuren der Unterzeichner*innen zu Rubikon führen, zum rechten und rassistischen Netzwerk Wissenschaftsfreiheit (Michael Meyen), zur Bekenntnisbewegung, zu AllesAufDenTisch oder z.B. zum Vorstandsmitglied dem Prior Konstantin Mascher von der LGBTQI-feindlichen Offensive Junger Christen (OJC.) [3]

Gegründet hat das OJC das Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG) von dem insbesondere für queere Jugendliche/Menschen schwerste Gefahren ausgehen. Denn hier wurde sich buchstäblich mit Händen und Füßen gegen ein Verbot von „Konversionstherapie“ gewehrt.

Was kein Wunder ist, so berichtete queer.de im Februar 2020 „„Homo-Heiler“ feiern sich für Ausnahmen beim geplanten Verbot“ und bezog sich dabei auf die OJC und das DIJG. 

Aber die Spuren der (Erst-)Unterzeichner*innen führen auch in den Deutschen Bundestag. Denn zu den Erstunterzeichner*innen gehört der Träger des Bundesverdienstkreuz am Bande Jens Koeppen von der CDU. [4]

Er machte noch am 09.02.2022 Werbung für den Aufruf via Twitter, um „die Gesellschaft wieder zu versöhnen und das Individuum in seiner ganzen Einzigartigkeit zu respektieren.“ [5]

Ein Tweet von Jens Koeppen. „Im Januar wurde der Aufruf von „Christen stehen auf“ verfasst. Als Erstunterzeichner geht es mir und allen Gleichgesinnten darum, die Gesellschaft wieder zu versöhnen und das Individuum in seiner ganzen Einzigartigkeit zu respektieren. „ChristenStehenAuf“. Darunter der Link zum Aufruf.

Greenpeace zählt Koeppen zu den „31 schlimmsten Klimabremser der Großen Koalition“. [6]

Screenshot von Greenpeace „Wir haben verhindert Die 31 schlimmsten Klimabremser der Großen Koalition“. 31 kleine Fotos von den betreffenden Personen sind zu sehen. Darunter auch ein Foto von Jens Koeppen.

Jens Koeppen findet nicht, dass sich die Kirche aus der Politik heraushalten sollte. Das Gegenteil ist sogar der Fall.

Jede Einmischung ist gut. Die Gläubigen müssen sich einmischen, auch wenn die Kirche als Institution keine Politik machen sollte. Aber wir alle machen Politik.[7]

Und deshalb ist es keine Überraschung, dass unter den Erstunterzeichner*innen insgesamt mehr als 20 Personen, also 20 von 67, Pastoren/Pfarrer/Kantor*innen sind.

Denn mit dabei ist der Vorsitzende der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ (Johannes Frey, Pfarrer). Diese Bewegung ist aus dem Pietismus entstanden und will „der Entstellung der biblischen Botschaft in der Evangelischen Kirche in Deutschland“ widerstehen. [8]

D.h. es handelt sich um einen Evangelikalen.

Auch der Schauspielerin Eva-Maria Admiral ist der christliche Glaube besonders wichtig. Ihre Theaterstücke wurden in zahlreichen Kirchengemeinden gezeigt.

Darüberhinaus war sie Gastdozentin für den Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden. [9] Auch hier wieder Evangelikale.

Aus den Reihen der Evangelikalen stammen Hartmut Steeb, Willi Ferderer und Helmut Matthies, von der Evangelischen Allianz in Deutschland, während Hans-Joachim Heil 1. Vorsitzender von Familiy Life Mission e.V. (FLM) ist.

Eine bibeltreue Organisation, die FLM-Eheberatung und Eheseelsorge, Briefseelsorge, Seminare und Vorträge anbietet, sowie aktiv missionierend in 18 afrikanischen Staaten ist. [10]

Ruth Heil, die Ehefrau von Hans-Joachim Heil, die ebenfalls Erstunterzeichnerin ist, ist 1. Vorsitzende von Frauen helfen Frauen – weltweit e.V. [11]

Das christliche Vereinsziel ist die Unterstützung von Frauen und Waisen. „Wir möchten vielen Menschen zeigen, dass Gott sie nicht vergessen hat.“

Von den Frauen helfen Frauen – weltweit e.V. „Ziel des Vereins ist es, Witwen und Kinder zu unterstützen. Frauen sollen durch unsere Hilfe befähigt werden sich und ihre Kinder selbst versorgen zu können. Wir möchten vielen Menschen zeigen, dass Gott sie nicht vergessen hat. Unser tiefster Wunsch ist, dass sie den Wert entdecken, den Gott in sie gelegt hat.“

Und so entstanden und entstehen im fernen Afrika Bilder wie dieses. Zu sehen ist die weiße Missionarin Ruth Heil, Mutter von elf Kindern und Autorin von zahlreichen Büchern, die ein schwarzes Kind im Arm hält.

Ruth Heil hält ein schwarzes Kind im Arm.

Oder hier wo die weiße Missionarin umgeben von ausschließlichen schwarzen Frauen in traditioneller Kleidung umgeben ist.

Der Header der Webseite mit Ruth Heil, der einzigen weißen Frau, ist der Mittelpunkt im Bild umgeben von ausschließlich schwarzen Frauen.

Noch einer von den Missionaren ist Willi Ferderer von der allianzmission, „der sich als Brücken-Mensch und Vernetzer zwischen internationalen Christen im Reich Gottes“ sieht und der sich daran erfreut sein „Hobbyvoll „dienstlich als Referent ausleben zu können“.

Er arbeitete ein Jahr für die „Mennonite World Conferenz“ (MWC). Seinen Grad M.A. in Missiologie (CIU) hat er in Korntal erworben. [12]

Allerdings bringt er auch Auslandserfahrungen mit, denn er war etwa 10 Jahre unter „Muslimen im Senegal in Gemeindegründung (mit WEC-International, einem Missionswerk) tätig. [13]

Zu den Ernstunterzeichner*innen gehört auch Thomas Hettinger, Stiftungsvorstand von Cornhouse Stiftung International.

Schwerpunkt der Stiftung ist insbesondere die „christliche Medienarbeit“, darunter als aktuelles Projekt: Bibel TV, Livingstone.TV, Gott24.TV, sowie die Förderung von Missionsprojekten im In- und Ausland. [14]

Screenshot bestätigt die Angaben im Thread.

Von der Luther-Stiftung ist der Vorstandsvorsitzende und geschäftsführende Vorstand Dr. Thomas A. Seidel, der kein Unbekannter ist, denn von 2010 bis 2018 war er Beauftragter der Thüringer Landesregierung zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums „Luther 2017“. [15]

Seidel ist seit dem Frühjahr 2019 Vorstandsvorsitzender des Bonhoeffer-Haus e.V. und Leiter der Evangelischen Bruderschaft St. Georgs Orden.

Screenshot vom St. Georgs Orden. Rechts ist ein kleines Gruppenfoto von den Pastoren und den Geistlichen, daneben ein Bibelvers. Unter den Rubriken steht: In Memorian Ulrich Schacht.

Und wer sich den Screenshot genau angeschaut hat, also in vergrößerter Ansicht, hat den Namen Ulrich Schacht (links unten) gelesen, der hier ein ausführliches Gedenken erhalten hat. [16]

Schacht, ein Vertreter der „neuen“ Rechten, hat gemeinsam mit Heimo Schwilk et al den „Appell 8.Mai 1945 – Gegen das Vergessen“ verfasst.

Und genau das ist das Problem wenn sich Evangelikale, christliche Fundis, strenge Bibeltreue, also Missionierer*innen mit einem konservativen Weltbild, also einem protofaschistischen, in die Politik einmischen.

Denn dann verbinden sich diese im NullKommaNichts mit „neuen“ Rechten, wie z.B. der Fall Helmut Matthies zeigt, dessen enge Verbindungen zur Jungen Freiheit schon seit Jahrzehnten bekannt sind und der im Juli 2020 über die „Kirchenaustritte auf historischem Höchststand“ in der JF geschreibselt hatte. (Ausgabe 28/20, 03.07.20, S. 2).

D.h. „wir“ sehen hier die „Gotteskrieger“ und Missionare im Tweet-Jackett oder mit dem Beffchen, die die Gelegenheit nutzen unter den Coronaleugner*innen, den Impfgegner*innen, den Reichsbürger*innen, den Holocaustrelativierer*innen, den Querfrontler*innen, den Rechten und extremen Rechten … zu fischen.

Und wenn sie nicht bald gestoppt werden ist es zu spät!

Eine Hand, die ein Stück Kreise hält, zeichnet auf eine Tafel einen Fisch, also das christliche Symbol.

ALERTA!