Stefan Kooths und Gunther Schnabl

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Am 18. Mai 2022 exakt um 15.34 veröffentlichte Zeit einen Artikel mit der Überschrift: „Preissteigerungen: Inflations-Bekämpfung: Ökonomen für späteren Renteneintritt“.

Die Äußerungen des Wirtschaftsforschers Gunther Schnabl und des Ökonomen Stefan Kooths führten zu zahlreichen Zeitungsartikeln und Presseberichten, bei Twitter zum Hashtag RenteMit70.

Prof. Dr. Stefan Kooths

Doch was sowohl der Hashtag als auch die Berichte in der Presse vermissen ließen, war die Tatsache, dass Prof. Dr. Stefan Kooths nicht nur Vizepräsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, sondern auch Vorsitzender der Hayek-Gesellschaft ist. Für die Hayek-Gesellschaft hält er demzufolge regelmäßige Vorträge.

Ein Foto von Stefan Kooths. Der Hintergrund ist blau und in weißer Schrift ist zu lesen: Kiel Institute Statements, Prof. Dr. Stefan Kooths

Desweiteren war er Mitautor des Sammelbandes von Philipp PlickertMerkel eine kritische Bilanz“ mit Beiträgen von Erich Vad, Birgit Kelle, Thilo Sarrazin, Wolfgang Ockenfels, Norbert Bolz … . Mit Beiträgen von rechten und rassistischen Autor*innen.

Noch bis zum Juli 2021 gehörte Stefan Kooths zum Kuratorium von Prometheus – Das Freiheitsinstitut, das von dem MdB Frank Schäffler, der im Januar 2021 aus der Hayek-Gesellschaft ausgetreten war, gegründet wurde.

Um Stefan Kooths, der an der privaten Fachhochschule Business and Information Technology School (BiTS) unterrichtet und als Gastdozent der Uni Münster aufgeführt wird, [1] besser verstehen zu können, hier ein Zitat aus einem Mitglieder-Rundschreiben des Vorsitzenden vom 30. Januar 2021:

„AfD-Nähe ist zu einer politischen Kampfvokabel geworden, ähnlich der Nazi-Keule oder dem Vorwurf des Rechtspopulismus. (…) Wir müssen uns also davor hüten, dem antiliberalen Lager hierbei auf den Leim zu gehen, in dem wir uns pauschal von allem distanzieren, was AfD-Vertreter äußern. (…)“ [2]

In diesem Rundschreiben wurde er auffallend deutlich.

Dieser Professor, der sich nicht von der AfD distanzieren möchte, der Mitglied der Mont Pelerin Society ist, [3] schreibt u.a. auch für die Frankfurter Rundschau, [4] publiziert für den ÖkonomenBlog desINSM-Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, [5]

gab im Juni 2019 eine schriftliche Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung vor dem Finanzausschuss des Deutschen Bundestages ab, [6]

hielt an der TU Dresden am 10.05.2022 einen Online-Impulsvortrag, [7] diskutierte für die phoenix runde im April 2020 mit dem Bundesvorsitzenden der Junge Unternehmer und mit der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer, [8]

trat im Oktober 2021 in der Sendung „Tichys Ausblick“ auf, [9] schreibt für die WirtschaftsWoche, [10] darüberhinaus sitzt er im Akademischen Beirat des Liberalen Instituts (Zürich) und gehört dem Präsidium des Internationalen Wirtschaftsrat (IWS) an. [11]

2015 z.B. leitete er 4 Seminare für die Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP), [12] publizierte im September 2021 für die Ludwig-Erhard-Stiftung (LES) [13] und ist Buchautor/Mitautor.

Er gehört auch zu den Mitautor*innen des Buches „Null-Risiko-Gesellschaft. Zwischen Sicherheitswahn und Kurzsichtigkeit“. Als Autor*innen mit dabei Michael Esfeld, Rainer Zitelmann, Gunnar Kaiser, Philip Bagus

Aufgeführt sind im Screenshot die Herausgeber*innen und Mitautor*innen des Sammelsbandes vom 1. Januar 2021 „Null-Risiko-Gesellschaft. Zwischen Sicherheitswahn und Kurzsichtigkeit. Broschiert von Beat Kappeler (Hrsg.) Olivier Kessler (Hrsg.) (Autor, n Gunnar Kaiser, Thorsten Polleit, Stefan Kooths, Patrick L. Krauskopf u. Gabriel Rumo, Stefan Blankertz, Philip Bagus, Antonio Sánchez-bayón, José Antonio Pena-Ramos (Autor), Christian Hoffmann Ariel Sergio Goekmen-Davidoff, Michael Esfeld, Rainer Zitelmann, Beat Kappeler, Rahim Taghizadegan (Autor)

Deutlich ist zu erkennen, dass im Sammelband Coronaleugner*innen/-verharmloser*innen, Rechte und Rechtslibertäre zusammengefunden haben. Eine durchaus gefährliche Mischung, sowohl ideologisch als auch epidemiologisch.

Wie nachfolgender Textauszug belegt. Denn die Publikation erschien mitten in der Corona-Pandemie und in diesem Kontext sollte sie auch verstanden und/oder interpretiert werden.

„Standen im Zuge des wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Aufstiegs noch Werte wie unternehmerisches Wagnis, Freiheit und Streben nach Fortschritt im Zentrum, weichen diese zunehmend einer übervorsichtigen Vollkasko-Mentalität und einer Angst vor Veränderungen. Die Vorstellung, der Staat könne durch seine Interventionen jegliche Volatilität, Ungewissheit und Gefahr verbannen sowie das derzeitige Wohlstandsniveau mit regulatorischen Eingriffen absichern, erweist sich jedoch als fataler Trugschluss. Durch die zunehmende Verschiebung der Entscheidungskompetenz vom Individuum zum Staat geraten bedenkliche Entwicklungen ins Rollen: Miss- und Vetternwirtschaft, Machtmissbrauch und einschnei-ende Systemkrisen sind nur einige davon. Die Autoren in diesem Buch plädieren für einen unaufgeregten und verhältnismässigen Umgang mit Risiken. Sie weisen darauf hin, dass Innovationskraft, Freiheit und Wohlstand in Gefahr sind, wenn sich immer mehr Akteure der Illusion der politischen Ri

Daraus folgt: Stefan Kooths ist außergewöhnlich gut vernetzt, ist Teil eines weltweit aktiven neoliberalen Elitenetzwerks, also der Mont Pelerin Society, wird als Ökonom geschätzt und kann Einfluss nehmen.

Stefan Kooths gilt als honoriger Mann und Wissenschaftler, dessen Einstellungen immer wieder in den gesellschaftlichen Diskurs einfließen und so auf Dauer das gesellschaftliche Klima vergiften kann.

Prof. Dr. Gunther Schnabl

Nun zu Prof. Dr. Gunther Schnabl, dem Wirtschaftswissenschaftler, der am Institut für Wirtschaftspolitik der Universität Leipzig als Professor tätig ist und darüberhinaus das Institut für Wirtschaftspolitik leitet. [14]

Er ist Mitglied des rechten und rassistischen Netzwerks Wissenschaftsfreiheit, Senior Fellow des Flossbach von Storch Research Institute mit Sitz in Köln. [15]

Ein Foto von Prof. Dr. Gunther Schnabl. Über dem Bild ist das Logo und die Aufschrift vom Flossbach von Storch Research Institute. Unter dem Bild steht Prof. Dr. Gunther Schnabl, Senior Fellows.

Besagtes Institut beschreibt ihn als „gefragter Gastautor und Interviewpartner, etwa für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Neue Zürcher Zeitung, Spiegel Online, Börsenzeitung und die Tagesschau.“

Darüber hinaus ist Gunther Schnabl auch Autor für das Austrian Institute Economics & Social Philosophy, [16] ist Mitglied der Hayek-Gesellschaft und aktuell noch Ansprechpartner für den Hayek-Club Leipzig. [17]

Außerdem schreibt er Gastbeiträge für den Cicero [18] und gemeinsam mit Dirk Meyer, Thomas Mayer und Roland Vaubel iniitierte Schnabl einen Aufruf gegen die Haftungsunion im Euroraum. [19]

Dieser wurde von insgesamt 154 Wirtschaftsprofessor*innen unterstützt. Die Fraktion der AfD im Landtag NRW nutzte den Aufruf um in der 17. Wahlperiode (Drucksache 17/2763) einen dementsprechenden Antrag zu stellen, 

der die Aufforderung enthielt, den Aufruf zu unterstützen, sich die Inhalte des Aufrufs zu eigen zu machen und sich auf Bundesebene für die Inhalte des Aufrufs „Der Euro darf nicht in die Haftungsunion führen!“ einzusetzen.

Der Standard schrieb dazu „154 deutsche Ökonomen bei Euro auf der Spur der AfD“. [20]

Zu den Unterzeichnern des Aufrufes gehörten auch Stefan Kooths, Bernd-Thomas Ramb (Bund freier Bürger), Hans-Werner Sinn, Fritz Söllner, Walter Krämer (Verein deutsche Sprache), Thorsten Polleit … . [21]

Zurück zu Gunther Schnabl, der auch für den ÖkonomenBlog [22] des INSM (INSM-Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft GmbH) publiziert, sowie für die WirtschaftsWoche (WiWo), [23] für den blog politische ökonomie, [24] für die Wirtschaftliche Freiheit – Das ordnungspolitische Journal. [25]

Für die Wirtschaftliche Freiheit schreiben/schrieben u.a. auch Stefan Homburg, Roland Koch, Stefan Kooths, Lars P. Feld, Bernd Lucke, Christoph Lütge, Oswald Metzger, Wolfgang Ockenfels, Philip Plickert, Thorsten Polleit, Hans-Werner Sinn, Fritz Söllner, Ulrich van Suntum, …

Auch hier wieder Rechte, Rechtslibertäre und Marktradikale.

Aber auch beim nationalkonservativen Schweizer Monat ist Gunther Schnabl als Autor zu finden, [26] ebenso beim Focus. [27]

Unerwähnt soll auch nicht der Impulsvortrag im Rahmen des Europa-Forums von Schnabl für die Ludwig-Erhard-Stiftung (LES) in Kooperation mit dem Wirtschaftsrat 2019 bleiben. [28]

Ebenso wenig, dass Gunther Schnabl laut FAZ-Ranking zu den einflussreichsten Ökonomen Deutschlands gehört und im Dezember 2020 Tichys Einblick ein Interview gegeben hat. [29]

Foto von Gunther Schnabl. Der Screenshot mit einem Textauszug stammt von einem Interview veröffentlicht bei Tichys Einblick. Text: Oswald Metzger: Was bewegt Sie am Ende eines Jahres, das in jeder Hinsicht von einem Virus dominiert wurde? Gunther Schnabl: Mich bewegen die starken Einschränkungen der persönlichen und wirtschaftlichen Freiheiten. Die zunehmende Kontrolle wirtschaftlicher Aktivitäten durch den Staat bereitet mir Sorge. Wir befinden uns in einer Krise, die durch drei Faktoren ausgelöst wurde. Es handelt sich nicht nur um eine Lockdown-Krise, sondern auch um eine Wirtschafts- und eine Finanzkrise. Nur die Kombination dreier Krisen erklärt, warum wir grundlegende marktwirtschaftliche Prinzipien wie das Haftungsprinzip außer Kraft setzen.

Auch Gunther Schnabl gilt als respektabler Mann, als honoriger Wissenschaftler und auch ihm wird es möglich gemacht, den gesellschaftlichen Diskurs zu vergiften.

Z.B. äußerte er sich 2015 auf dem Symposium Weltspartag einer Veranstaltung von Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Sein Vortrag wurde vom Sparkassenverband Baden-Württemberg bei Youtube eingestellt. [30]

Screenshot vom Sparkassenverband Baden-Württemberg, der am 11.11.2015 Teil 3 des Symposiums Weltspartag 2015 mit Prof. Gunther Schnabl, Universität Leipzig als Video eingestellt hat. Prof. Dr. Gunther Schnabl, Institut für Wirtschaftspolitik Universität Leipzig „Das Ende der Sparkultur?“ Position aus Sicht der Wissenschaft

Die Tagesschau veröffentlichte am 1.12.2020 eine Liveübertragung über „Sinn und Unsinn der Corona-Hilfen: ARD-Korrespondent Michael Stempfle spricht mit Gunther Schnabl, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Leipzig, darüber, ob die Corona-Hilfen helfen“. [31]

Screenshot vom Video bei Youtube. Im Bild zu sehen ist Gunther Schnabl hinter einem runden Stehtisch auf dem ein Glas Wasser steht und Papiere liegen und ein Stift.

D. h. ungefiltert und ohne Einordnung erhält hier ein Professor Gelegenheit, der sich in einer Publikation auf Hayek bezieht und diesen folgendermaßen zitiert: „Hayek (1989) hätte wohl die meisten politischen Entscheidungen „zum Wohle aller“ als Anmaßung von Wissen gesehen.“ [32]

Textauszug vom blog politische ökonomie. Es handelt sich um einen Text von Gunther Schnabl: Hayek (1989) hätte wohl die meisten der politischen Entscheidungen „zum Wohle aller“ als Anmaßung von Wissen gesehen. Hinsichtlich des Strebens nach Verteilungsgerechtigkeit hatte Hayek (1967) einst argumentiert: „die ganze Vorstellung, daß wir die konkreten Ergebnisse einer spontanen Ordnung so korrigieren können, dass sie einer Verteilungsgerechtigkeit entsprechen, steht in einem unauflösbaren Widerspruch zu dem, was diese spontane Ordnung für die Gesamtheit vorteilhaft macht, nämlich, daß sie Wissen nutzt, das den Anordnern nicht zur Verfügung steht.“ Auch hinsichtlich der Klima-Rettung könnte es ähnlich sein. Nach (Hayek 1968) ist es eine der Hauptaufgaben des Wettbewerbs, zu zeigen, welche Pläne falsch sind. Das wird durch Markteingriffe verhindert. Durch immer expansivere Finanz-, Geld- und Regulierungspolitiken werden Verzerrungen geschaffen und zementiert. Die Wirtschafts- und Innovatio

[33]

Und wer sich schon einmal mit Friedrich August von Hayek befasst hat, weiß dass dieser Verteilungsgerechtigkeit als Fata Morgana bezeichnet hat.

Denn „Soziale Ungleichheiten (und damit unvermeidlich auch auch soziale Ungerechtigkeiten) sind für ihn [Anmerkung: gemeint ist Hayek] notwendige Voraussetzungen und Bestandteile jeder menschlicher Gesellschaft.“ [34]

D.h. alles was Schnabl und Kooths, beide „Hayekianer“, von sich geben, jede Äußerung, jede Publikation und jeder Kommentar verfolgt die Absicht soziale Ungleichheit und damit Armut zu zementieren.

Wer arm ist, soll es auch bleiben und wenn es nach Hayek geht, werden die Alten, die Sterbenskranken sich selbst überlassen. Sie bleiben auf der Strecke.

Denn wie schrieb schon Hayek in der 3. Auflage von 1991 „Die Verfassung der Freiheit“:

„Es mag hart klingen, aber es wahrscheinlich im Interesse aller, daß in einem freiheitlichen System die voll Erwerbstätigen oft schnell von einer vorrübergehenden und nicht gefährlichen Erkrankung geheilt werden um den Preis einer gewissen Vernachlässigung der Alten und Sterbenskranken.“ 

[35]

und

„Allgemeiner Altruismus ist … sinnlos. Niemand kann sich wirklich um alle anderen kümmern; die Verantwortungen, die wir übernehmen können, müssen immer partikulär sein, sie können nur jene betreffen, von denen wir konkrete Tatsachen wissen und mit denen wir uns entweder durch Wahl oder durch besondere Umstände verbunden fühlen. Es gehört zu den fundamentalen Rechten und Pflichten eines freien Menschen, zu entscheiden, welche und wessen Bedürfnisse ihm am wichtigsten erscheinen.“

[35]

Hayek schrieb auch das:

Und der vorherrschende Glaube an „soziale Gerechtigkeit“ ist gegenwärtig wahrscheinlich die schwerste Bedrohung der meisten anderen Werte einer freien Zivilisation.“ (Recht, Gesetzgebung und Freiheit, Bd. 2: Die Illusion der sozialen Gerechtigkeit. Landsberg am Lech 1981, S. 98)

[35]

Capitalism Must Burn!

Smash Hayek!