Teil 1 steht auch im Archiv zur Verfügung
Hier beginnt eine kleine Reihe, die sich kritisch mit dem rechten und rassistischen Netzwerk Wissenschaftsfreiheit befasst. In diesem Teil geht es nicht um Inhalte, sondern um die neuen Mitstreiter*innen und die Vernetzungen, die dadurch entstehen.
Am 1.8.2022 verfügte Netzwerk Wissenschaftsfreiheit über 724 Mitglieder oder Mitstreiter*innen. Seit diesem Zeitpunkt sind Mitglieder verstorben oder haben sich vom Netzwerk zurückgezogen.
Am 07.02.2024 verfügte das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit 759 Mitglieder oder Mitstreiter*innen. Im direkten Vergleich zwischen den beiden Daten sind 135 Personen oder „Wissenschaftler*innen“ neu hinzugekommen.
Darunter z.B. Werner J. Patzelt und Ulrike Guérot. Da beide hinlänglich bekannt sind, sind Hintergrundinformationen oder die zwei „Wissenschaftler*innen“ nicht nötig.
Neu hinzugekommen ist der Theologe Wolfgang Fenske von der Bibliothek des Konservatismus, die als „Knotenpunkt der neuen Rechten“ [1] bezeichnet wird.
Interessant ist auch der Neuzugang des Kommunikationswissenschaftlers Thomas Petersen vom Institut für Demoskopie Allensbach. Er ist hier Projektleiter und wird auf der Webseite des IfD Allensbach unter „Ansprechpartner“ mit Bild aufgeführt.
Gegründet wurde das IfD Allensbach von Elisabeth Noelle-Neumann, die 2006 den Gerhard-Löwenthal-Ehrenpreis von der Förderstiftung konservative Bildung und Forschung (FKBF) in Kooperation mit der „neu“ rechten Wochenzeitung Junge Freiheit erhielt.
Die FKBF ist übrigens der Trägerverein der Bibliothek des Konservatismus (BdK), die bereits seit 2012 eine Kooperation mit der Stiftung Ja zum Leben eingegangen ist.
Die „neue“ Rechte hatte also zum Zeitpunkt der Verleihung die Bedeutung von Meinungsforschung und Frau Noelle-Neumann für ihre Sache und ihre Publizistik erkannt.
Im selben Jahr, also 2006, verlieh ihr die Hayek-Gesellschaft die Hayek-Medaille. [2] Diese Medaille werden laut Hayek-Gesellschaft an Personen aus Wissenschaft, Publizistik, Politik und Unternehmen verliehen, die „sich um die Idee der Freiheit herausragende Verdienste erworben haben, (…)“. [3]
Ich muss an dieser Stelle nicht erwähnen, dass der Freiheitsbegriff der Hayek-Gesellschaft mehr als fragwürdig ist.
Halten „wir“ fest. Durch zwei Mitglieder bestehen Verbindungen vom rechten und rassistischen Netzwerk Wissenschaftsfreiheit zu einem Meinungsforschungsinstitut und der Bibliothek des Konservatismus (BdK), einem Knotenpunkt der „neuen“ Rechten.
Für die BdK hielten aus den Reihen des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit schon Ulrich Vosgerau, Martin Wagener, Michael Feldkamp, Fritz Söllner, Egon Flaig, Heinz Theisen, Peter Hoeres, David Engels, Andreas Rödder, Werner J. Patzelt, Philipp Bagus, Hans-Christof Kraus, Jörg Barberowski, Horst-Joachim Lüdecke und Harald Seubert Vorträge.
Manche von ihnen fungierten mehrfach als Referenten, wie z.B. Ulrich Vosgerau, Teilnehmer der „Deportationskonferenz“ im Landhotel Adlon. [4]
Mit dem Neumitglied Lothar Fritze ist ein „Wissenschaftler“ vertreten, der 2016 als Autor für die Junge Freiheit in Erscheinung trat und der 2018 als Referent für das Institut für Staatspolitik (IfS) fungierte.
Im Jahr davor hatte er einen Beitrag für Kubitscheks Sezession geschrieben und 2018 ebenso. Im selben Jahr unterzeichnete er die rassistische Erklärung 2018, die von der extrem rechten Publizistin Vera Lengsfeld initiiert worden war. Auch unter den Autoren des extrem rechten Magazins TUMULT ist Lothar Fritze zu finden.
Ein weiterer Neuzugang ist Host-Joachim Lüdecke, Fachbeiratsmitglied von EIKE (Europäisches Institut für Klima & Energie). [5] Er gehört zum „Netzwerk der Klimaleugner“.
Er wurde in der Vergangenheit von der neofaschistischen AfD als Sachverständiger in den Bundestag geladen, [6] wo er die von Menschen verursachte bevorstehende Klimakatastrophe ausführlich leugnen durfte. [7]
Als Sachverständige der AfD fungierten schon so einige aus den Reihen der AfD, darunter z.B. Philipp Bagus, der als Ökonom aktuell als „Experte“ für die AfD in Erscheinung tritt, um das „Lieferkettengesetz“ zu stoppen. [8]
7 Mitstreiter*innen stammen von der Hochschule der Bundeswehr in Hamburg und München. 4 Mitglieder unterrichten für die Hochschule/Universität der Polizei des Landes Brandenburg, Sachsen und NRW.
Auch dorthin erstrecken sich die Verbindungen des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit, der Mitglieder/Mitstreiter*innen, die nicht nur aus Deutschland die Freiheit der Wissenschaft, die sie meinen, schützen möchten, sondern auch aus Dänemark, Spanien, Liechtenstein, Österreich, Schweiz, USA, Tschechien, Polen, Usbekistan, Australien, Estland, Frankreich, China, Japan, Brasilien, Kolumbien, Norwegen, Island, Kanada, Belgien, Italien und Luxemburg.
So weit reichen die Vernetzungen des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit.
Seit Februar 2024 hat das Netzwerk an 46 Universitäten/Hochschulen sog. Vertrauensdozent*innen (das Netzwerk gendert nicht) etabliert. [9] Für die technische Hochschule Würzburg-Schweinfurth ist Christoph Bördlein als Vertrauensdozent zuständig.
Das ist genau der Christoph Bördlein, der via X (vormals Twitter) CRT (critical race theory) betreibt. So twitterte er am 26.01.2024 „Das ist die übliche Vorgehensweise der Critical Studies: Begriffe in absurder Weise umdefinieren und dann jedem, der die absurde Definition nicht teilt, ein überzeugtes „Nein!“ entgegenbrüllen – oder Gegenrede eben gleich als „Hass“ labeln.“ [10]
Er bezog sich damit auf einen längeren Post von Richard Dawkins, dem in 2021 der 1996 verliehene Preis „Humanist des Jahres“ aberkannt wurde, weil er mehrfach durch transfeindliche und rassistische Äußerungen aufgefallen war. [11]
Und jetzt bin ich auf der inhaltlichen Ebene angelangt mit der diese kleine kritische Reihe fortgesetzt werden wird. Demnächst geht es weiter mit Teil 2. #Alerta!